Für Betroffene ist die Diagnose Demenz ein stark einschneidender Moment im Leben.
Das gesamte Ich scheint auf den Kopf gestellt. Werte und Glaubenssätze, die sich im Laufe vieler Jahre und durch vielfältige Erfahrungen geformt und gefestigt haben, verlieren scheinbar innerhalb kürzester Zeit an Sinn und Bedeutung.
Allerdings trifft eine solche Diagnose nicht nur den Betroffenen selbst. Immer ist auch das gesamte Umfeld Form betroffen. Direkt oder indirekt, sofort oder später, mehr oder weniger.
Insbesondere Angehörige (und ganz explizit die Lebenspartner) erleben die Veränderung des Betreffenden als Erste und unmittelbar.
Sie nehmen wahr, dass etwas nicht stimmt. Sie versuchen, die Situation für sich einzuordnen, damit klar zu kommen. Sie proben angemessene Reaktionen darauf – und scheitern doch oft am eigenen Anspruch, mangelnder Aufklärung oder auch an dem über Jahrzehnte geschaffenen Wertesystem.
In von Demenz betroffenen Familien stellen sich oft dieselben Fragen:
1. Wie gehe ich damit um, dass ich das Wesen meines Partners / Angehörigen nicht mehr erkenne, weil die Demenz einen scheinbar anderen Menschen aus ihm macht?
2. Wie übe ich Geduld und zeige Verständnis für die Vergesslichkeiten?
3. Und wie fühlt es sich an, wenn aus meiner liebenden auch eine pflegende Beziehung wird?
4. Was wird aus mir - darf ich mich noch um mich selbst kümmern? Wie mache ich das?
Angehörige stehen oft unter dauerhafter Anspannung und haben selten Möglichkeiten zum Stressabbau. Möglicherweise fehlt ein verständnisvoller, kompetenter Ansprechpartner, der neutrale Unterstützung bieten kann, um zum Beispiel mit dem schlechten Gewissen besser umzugehen.
Einen Perspektivwechsel herbeizuführen, die eigene Selbstachtung wieder zu erlangen sowie sein eigenes Wohlbefinden und die psychische Stabilität zu erhalten oder wiederherzustellen, darum geht es in der Angehörigenarbeit.
Damit diese ihr inneres Gleichgewicht und neue mentale Kraft für ihre so wichtige Arbeit aktivieren können.
Die belastende Spirale, in der sich viele pflegende Angehörige befinden, wird oft unterschätzt und selten von ihnen selbst wahrgenommen.
Aus diesem Grund unterliegen pflegende Angehörige einem erhöhten gesundheitlichen Risiko und sind nicht selten von Depressionen betroffen.
Rund um die Betreuung von Angehörigen geht es um das Ziel, einen angemessenen Umgang mit Demenz zu finden, zu üben und dabei gesund zu bleiben.
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